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Vier Schulen im Rems-Murr-Kreis ringen um mehr Klimaschutz

24.02.2025

„Klima-Challenge“ heißt der schulische Wettbewerb, der im Herbst 2024 begonnen hat. Seither arbeiten vier Schulen aus dem Rems-Murr-Kreis daran, den Verbrauch von Strom, Wärme und Wasser zu reduzieren und das Thema Klimaschutz im schulischen Alltag sichtbarer zu machen – die Zwischenbilanz ist gemischt, aber ermutigend. Die Energieagentur Rems-Murr gGmbH betreut das zweijährige Projekt.

„Es geht um nichts Geringeres als die aktuelle Menschheitsaufgabe, dem fortschreitenden Klimawandel etwas entgegenzusetzen“, so Daniela Märtens, die am Welzheimer Limes-Gymnasium unterrichtet und dort die Klima-Challenge federführend betreut. Ihr Vorteil: Bei der Bewerbung für die Klima-Challenge gab es bereits eine Umwelt-AG und einen Kreis engagierter Kolleginnen und Kollegen für nachhaltige Bildung. „Ohne diesen Rückenwind hätte ich mich gar nicht getraut, bei der Energieagentur unsere Bewerbung einzureichen“, erzählt die Studiendirektorin beim Online-Treffen Ende Januar. Entsprechend gut lief die Klimaschutz-Arbeit am Limes-Gymnasium an − mit systematischen Messungen in den Klassenzimmern, Dauerausstellungsfläche für die Umweltmentorinnen, mit Projekten zum CO2-Fußabdruck und Plänen für Upcycling-Aktionen, Filmabende, Vorträge oder auch einen Zero-Waste-Tag. Sogar die Elternschiene konnte zur Unterstützung bei 1-Tagesprojekten erfolgreich aktiviert werden.

Vier Schulen, ein Ziel

Mit am Start beim schulischen Klimaschutz-Projekt des Landkreises sind neben dem Limes-Gymnasium die Grafenbergschule in Schorndorf, die Gewerbliche Schule Backnang und die Engelbergschule in Winterbach. Zwei Schuljahre lang versuchen sie, als Schulfamilie mehr Klimaschutz umzusetzen – mit konkreten Einsparungen und durch Bewusstseinsbildung. So soll in den Schulgebäuden beispielsweise weniger Strom verbraucht werden. Ein Blick in die Klassenzimmer zeigt, dass die Digitalisierung in den letzten Jahren doch vielerorts Einzug gehalten hat und die Anzahl der Verbraucher stark gestiegen ist. Praktische Smartboards haben klassische Kreidetafeln ersetzt.

„Oft wird vergessen, dass Smartboards auch im Standby-Modus viel Strom verbrauchen“, berichtet ein Hausmeister bei der Gebäudebegehung mit der Energieagentur. Diese ist Projektkoordinatorin der Klima-Challenge an den Schulen. Sie unterstützt beim Projektanschub sowie bei der Bewerbung, kommt zu Elternabenden und Lehrerkonferenzen, gibt Ideen ein, vermittelt Kontakte und sichert mit den Verantwortlichen den Projektfortschritt.

Smart Home als Lernprojekt

Nach Projektbeginn im September zeigt sich: Nicht in allen Schulen sind die Ausgangsbedingungen so gut wie in Welzheim. Aber die Motivation bei Lehrern, Schülern, Hausmeistern und Eltern ist überall deutlich spürbar. So auch in Schorndorf: „Wir als Berufsschule sind quasi die letzte Station, wo wir die Schülerinnen und Schüler pädagogisch erreichen können und das Bewusstsein für wichtige gesellschaftliche Themen wie die Erderwärmung und unsere damit einhergehende Verantwortung schärfen können“, erzählt Lehrerin Miriam Hepp von der Grafenbergschule. Sie hat sogenannte „Ökologische Fußabdrücke“ im Schulhaus ausgelegt, anhand derer die Schüler ihren eigenen Lebensstil und Ressourcenverbrauch analysieren können. Einige Lehrkräfte haben das Angebot auch bereits in ihren Unterricht integriert. An der Schule soll zudem das technische Knowhow der Schülerschaft gezielt genutzt werden: „Die Temperatur ist auch bei uns in einigen Räumen ein Problem. Das wollen wir mit unserem Elektrikerklassen, wo zukünftige Experten auch auf dem Gebiet Smart Home ausgebildet werden, besser in den Griff bekommen. In einem Pilot-Klassenzimmer wird daher eine technische Heizungssteuerung eingebaut und soll durch intelligente Einstellung Heizkosten sparen. Finanziert wurde das technische Equipment über ‚Mein Klimabudget zum Anpacken‘, das der Landkreis jedes Jahr auslobt“, so Hepp weiter.

Eltern und Hausmeister als wichtige Partner

Einen großen Musiksaal optimal zu beheizen ist auch für den Hausmeister der Freien Waldorfschule Engelberg immer wieder eine Herausforderung. Gemeinsam mit einem Experten der Energieagentur geht er dem Problem auf den Grund. Die individuelle Hausmeisterberatung ist zwar nicht originärer Bestandteil der Klima-Challenge, gehört aber zum Standardangebot der Energieagentur und wurde daher allen teilnehmenden Schulen angeboten.

So nimmt der schulische Wettbewerb nach einigen Anlaufschwierigkeiten auch an der Freien Waldorfschule Engelberg an Fahrt auf. „Wir haben viele Ideen: einen Klimatag, eine Wandzeitung mit wöchentlichen Klimatipps, die Anlage und Pflege einer Blühwiese, Fassadenbegrünung, Stromsparmaßnahmen, ein Filmabend und vieles mehr“, berichtet Barbara Lucke, die als Elternvertreterin das Thema an der Schule voranbringt. Ihr ist es bereits gelungen, mit anderen Eltern den Arbeitskreis Klimaschutz am Engelberg zu gründen: „Die Resonanz an der Schule ist im Großen und Ganzen gut, aber es braucht Zeit und gute Strukturen, um von der Idee zur Tat zu gelangen. Wir möchten dabei  Kindern und Jugendlichen durch aktives Lernen, das Entwickeln eigener Ideen und spannender Aktionen positive Erlebnisse ermöglichen. Dazu gehört der Besuch der Messe Fair Handeln. Wir haben für die ganze Schule Karten organisiert“, so die engagierte Mutter.

An der Gewerblichen Schule Backnang verlief der Start anders. Bei einer sorgfältig geplanten Auftaktveranstaltung fanden sich 12 Schülerinnen und Schüler, die in einer Klima-AG mitarbeiten wollen. „Derzeit macht die Gruppe Erhebungen. Wir gehen durch jedes Klassenzimmer und ermitteln Missstände. Dabei orientieren wir uns am Öko-Auditsystem EMAS. Das Gute daran: Wir identifizieren Einsparpotenziale und die Gruppe wird an das Arbeiten mit einer durchaus komplexen Audit-Systematik heranführt. So werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen“, freut sich Lehrerin Susanne Heider. Gemeinsam mit der AG hat sie noch weitere Themen im Blick: Abfallmanagement, Kopierverhalten, Lichtsteuerung und vieles mehr.

Kooperation oder Konkurrenz?

Am Ende der online-Auftaktveranstaltung mit den vier beteiligten Schulen ist die Stimmung gut. Alle fühlen sich bestärkt, sich in einer Gruppe von Gleichgesinnten zu wissen. Wettbewerb hin oder her. Der Wunsch nach gegenseitiger Kooperation überwiegt. So werden am Abend zwei Einladungen ausgesprochen. Die Messe-Freikarten werden allen Schulen angeboten und ein Besuch am Hylab, dem innovativen Wasserstoff-Zentrum der Gewerblichen Schule in Backnang, wird beworben. 

Darüber freut sich auch Ulrike Pfab, die bei der Energieagentur für das Projekt zuständig ist: „Aktuelle Studien zeigen: Die Erderwärmung schreitet viel schneller voran als gedacht. Deshalb müssen wir uns noch zügiger und intensiver um eine CO2-Reduktion kümmern. Auf vielen Ebenen. Die Klima-Challenge ist eine großartige Gelegenheit, sich im schulischen Umfeld aktiv mit dem Thema Klimaschutz auseinanderzusetzen, dabei möglichst viele Stakeholder mitzunehmen und mit konkreten Maßnahmen Einsparungen zu erzielen.“ Die Landesenergieagentur KEA-BW unterstrich kürzlich den Handlungsbedarf: Eine Auswertung von Verbrauchsdaten öffentlicher Gebäude ergab, dass Schulen, Rathäuser und Kitas zu viel Wärme und Strom verbrauchen. Es gibt viel zu tun – die Klima-Challenge-Schulen packen es gemeinsam an.

Foto: Schulbegehung am Engelberg (Copyright: Energieagentur Rems-Murr)

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